Klaus Merkel

Texte

Klaus Merkel: shrunken

Basel, Pressetext, Galerie Nicolas Krupp, 2021

Meine Bildsprache bewegt sich in eigenen Systemen, sie kann einem formalen Plan folgen oder Abbild bereits gemalter Werke sein. Der Wiederholungsmodus führt mein Verhältnis Bild, Original und Kopie vor und löst es ganz in Malerei auf. Dieses Vorgehen räumt dem Gedanken der Verfügung, des Verlusts und der Bildwanderung genauso Platz ein, wie dem Kommentar und dem Arrangement.

Anfang der 1990er Jahre habe ich meine Bilder in maßstabsgetreuen Miniaturen wiedergemalt - damit wurde nicht nur eine radikale Verfügbarkeit der Bildmotive ins Zentrum meiner Arbeit gerückt, sondern auch Methoden ihrer weitreichenden Kombinatorik etabliert. Motive behandelte ich fortan wie Schauspieler auf einer Bildbühne. Damit kamen den Bildinhalten immer neue Rollen zu, sie tauchten in Reihen, Serien, Verdopplungen und Bilderstapeln auf, wurden neben-, hinter- oder übereinadergeblendet. Die Leinwand, der Bildgrund als Träger der Elemente, konnte jetzt als installative Fläche genommen werden. Die Gemälde bleiben aber auch bloße Lein-Wände, die über das Auskunft geben, was dem Bild heute zugemutet werden kann.

„shrunken“ stellt erstmals eine Gruppe kleinster Gemälde vor, die verschiedensten seriellen Zusammenhängen entstammen und daher unterschiedliche Untertitel tragen. Die zwischen 2012 und 2021 entstandenen Einzelbilder sind so in einen zeitübergreifenden Rahmen gesetzt.

„shrunken“ hat Kerne ausgebildet, die in Form und Inhalt nicht weiter zu reduzieren sind. Jede Arbeit wird im Bildhintergrund durch 6 Einzelformate gegliedert, die aus Formatableitungen der „Monogramme“ entstanden sind, eine meiner Bildgruppen die 1993 begonnen wurde; diese Gliederung inszeniert auch Ausstellung auf kleinstem Raum im kleinsten Gemälde als Miniatur, hier etabliert als festgelegtes, ornamentales Skript einer Doppelreihe, wie ich sie bereits 1994 in der Kunsthalle St. Gallen in Lebensgröße realisiert hatte. Präsentationsbedingungen von Malerei waren und sind Grundlage meiner Bildkonzeption und im Bild fest eingeschriebener Bestandteil.
Vor diesen Hintergründen liegen variante Bildinhalte, teils aus Bildmotiven generiert, teils als stark akzentuierte Binnenformen ausgeführt, die wiederum durch Bänderungen hinterlegt, zerschnitten, gegliedert oder aufgehoben werden.

Die Ausstellung in der Galerie Nicolas Krupp ist eine Aufführung einer nicht mehr komprimierbaren Komprimierung.