Klaus Merkel

Texte

Hans-Jürgen Hafner: Klaus Merkel

Berlin, Katalog, Art Forum, 2008

Im Medium Malerei Bilder herzustellen, damit zugleich aber die Voraussetzungen zu analysieren, warum diese Bilder bedeutsam und Gemälde als Kunst relevant werden können, diese Spannung bestimmt das Werk von Klaus Merkel. Seit Mitte der 1980er Jahre rüstet er konsequent sein malerisches Oeuvre als diskursiven Raum aus, wo Einzelbilder, Serien und Werkkomplexe stringent aufeinander verweisen, wo jedes Bild seinen Kontext und die Konventionen, denen es entspringt, genauso zeigt, wie es sein spezifisches Sosein als Gemälde begründet.

Populäre aber auch längst ideologische Beschreibungsfiguren wie abstrakt/figurativ, sinnlich/konzeptuell, autonom/konditioniert, die die Spielräume der Malerei notorisch limitieren, verabschiedet dieser Ansatz ebenso wie die traditionell an dieses Medium gekoppelten Fetische der Originalität und des Virtuosen, des Subjektiven und gerade deshalb so Authentischen und Einzigartigen (was turnusmäßig zu den im Verhältnis zur Relevanz als Kunst maßlosen Markterfolgen gemalter Flachware führen kann).

Dagegen investieren Merkels Bilder zwar in visuelle Sensationen, scheinen im Farb- und Formenreichtum, variativer Verfeinerung und gestischer Finesse zu schwelgen. Doch im gleichen Zug stiften diese Gemälde ein begriffliches Instrumentarium, was den Status Kunst nicht einfach als gegeben behauptet sondern dezidiert am Material begründet; dafür hievt Merkel den historischen und soziologischen Kontext der Bilder, ihre Verfügbarkeit als Reproduktion, die Vereinnahmung in Sammlung und Katalog, die Zwänge der Produktion, der Lagerung und des Vertriebs mit ins Bild: Wenn etwa Malschmutz zum Motiv oder ein früheres Bild zum Gegenstand der Reproduktion als Miniatur und eine Auswahl solcher Miniaturen zur gemalten Ausstellung wird. Wenn der aus den Zitaten anderer Bilder konstruierte Rahmen eines Werks die Bühne frei macht fürs Spiel von Farbe und Gestus. Wenn Schönheit den Umständen abgetrotzt und nicht Selbstzweck ist.